Die Gestalttherapie ist ein erlebnisaktivierendes Verfahren mit dem Ziel der Reifung und Entfaltung der Persönlichkeit. Der Schwerpunkt liegt hier eher auf der experimentellen Identifikation mit den Anteilen unserer Persönlichkeit, die wir in der Alltagswirklichkeit kaum oder nicht wahrnehmen.

Es wird davon ausgegangen, dass das wichtigste Bedürfnis, der wichtigste Impuls, das wichtigste Thema sich stets als „Gestalt“, d.h. als sinnhaftes Etwas in den Vordergrund schiebt, um beantwortet und so abgeschlossen zu werden. Ist eine Gestalt abgeschlossen, kann ein neues Thema in den Vordergrund treten. Jedes Problem wird als eine „unabgeschlossene“ Gestalt gesehen, die sich so lange „aktualisiert“, d.h. in Varianten immer wieder auftritt, bis das zugrunde liegende Bedürfnis beantwortet oder das jeweilige Thema abgeschlossen ist.

In der Sitzung wird also mit dem gearbeitet, was „Hier und Jetzt“ auftaucht. Meistens sind dies Themen oder Probleme, die ungelöst sind, die Person auch in anderen Situationen blockieren. Dabei ist die Erfahrung, das Erleben wichtiger als das „darüber reden“.

Verantwortung wird als existentielle Notwendigkeit gesehen auf die jeweilige Situation oder das jeweilige (eigene) Bedürfnis zu antworten. Verantwortung, im Sinne einer Antwort kann erst dann erfolgen, wenn ein Mensch mit sich selbst und äußeren Gegebenheiten in Kontakt ist und wahrnimmt, um was es geht und welche Art von Antwort erforderlich ist. Deshalb wird immer auch am Gewahrsein gearbeitet.

Eine Grundannahme besagt, dass Menschwerdung durch authentische Begegnung und Beziehung geschieht. Krankheiten der Seele werden als Krankheiten der Beziehung verstanden. Die therapeutische Beziehung steht in der Gestaltarbeit also im Mittelpunkt der Therapie. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont, selbst Verantwortung für die eigenen Bedürfnisse, die eigenen Gefühle, das eigene Handeln und das eigene Leben zu übernehmen.

 

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