Hypnotherapie

Kernpunkte

Um die Trampelpfade unserer alltäglichen Gewohnheitswirklichkeit und unserer „Problemtrancen“ zu verlassen, kann unser Unterbewusstsein, unser Körper, unser intuitives Wissen eine große Hilfe sein.

Wir erzeugen unsere „Problemtrancen“ durch einen sehr eingeengten Wahrnehmungsfokus in der Regel selbst. In diesem Vorgang sind bereits alle Fähigkeiten vorhanden, die für die Lösung benötigt werden.

Meistens kommt es in der „Problemtrance“ zu inneren Kämpfen zwischen dem bewussten „Ich“ und dem unbewussten „Es“ (unbewusste Impulse, Gefühle, Empfindungen, Konflikte, der Körper, etc.), die die „Problemtrance“ und das Gefühl von Hilflosigkeit aufrecht erhalten.

Angestrebt wird eine optimale Kooperation zwischen dem bewussten Ich einer Person und den unbewussten, unwillkürlichen und körperlichen Prozessen.

Eine gute Kooperation zwischen beiden Bereichen bzw. eine freundschaftlich unterstützende Beziehung mit sich selbst ist die Vorraussetzung für anmutige und stimmige Lösungen (Lösungstrance).

 

Eine umfassendere Beschreibung der Hypnotherapie finde Sie, wenn Sie...

Die kompetenzaktivierende oder moderne Hypnotherapie soll an dieser Stelle erst einmal deutlich von der älteren „autoritären Hypnose“ (S. Gilligan) abgegrenzt werden. In dem älteren Konzept der (autoritären) Hypnosetherapie wurden Personen in eine Art schlafähnlichen Trancezustand versetzt und bekamen dann die hypnotische Botschaften oder Befehle vom Hypnotiseur suggeriert. In vielen Fällen bestand nach der Auflösung der Trance keine Erinnerung mehr an das Geschehen in der Trance. In der modernen Hypnotherapie werden kaum Tieftrancezustände hervorgerufen, der Klient wird als gleichberechtigtes Gegenüber gesehen, der wesentlich bestimmt, was in der Sitzung geschieht.

Die moderne Hypnotherapie wurde in den 20iger Jahren von Milton Erickson entwickelt. Zentral in diesem Ansatz ist, dass veränderte Bewusstseinszustände eingeleitet bzw. genutzt werden, um Heilungs-, Such- und Lernprozesse zu fördern. Das Unterbewusstsein wird in diesem Zusammenhang als eine Quelle von Ressourcen und Kreativität gesehen, die maßgeblich dazu beitragen kann Probleme zu lösen. Es wird davon ausgegangen, dass Probleme selbsthypnotisch durch die Einengung der eigenen Wahrnehmung erzeugt werden. Dies wird Problemtrance genannt. Im Therapieprozess wird durch die Fokussierung eigener Ressourcen eine Lösungstrance angestrebt, also ein Bewusstseinszustand, in dem wir uns in der Lage fühlen mit den Problemen oder der jeweiligen Krise umzugehen. Dazu ist es notwendig die Trampelpfade der sogenannten „Gewohnheitswirklichkeit“ (G. Schmidt) bzw. „Alltagstrance“ (M. Erickson) zu verlassen, die starre Kontrolle des Verstandes zu lockern und in eine Logik des Sowohl-als-auch einzutreten, welche unlogische, verrückte und überraschende Ideen, Perspektiven und Sichtweisen zulässt.

„Trance kann ein Zustand erhöhter und selektiver Aufmerksamkeit, erhöhter Rezeptivität … und erhöhter Flexibilität … mit neuen Wahlmöglichkeiten sein“ (M. Harrer, 2008).

In der Hypnotherapie gehen wir also davon aus, dass mehrere Realitäten nebeneinander existieren können, dass unterschiedliche Logiken wahr sein und dass das was jetzt falsch ist zu einem anderen Zeitpunkt richtig sein kann (und umgekehrt).

Es wird angestrebt die Lösung stets aus dem bereits vorhandenen Potential im Klienten zu entwickeln. „Jeder Mensch ist ein Individuum. Die Psychotherapie sollte deshalb so definiert werden, dass sie der Einzigartigkeit der Bedürfnisse eines Individuums gerecht wird, statt den Menschen so zurechtzustutzen, dass er in das Prokrustesbett einer hypothetischen Theorie vom menschlichen Verhalten passt.“ (M. Erickson, 1979)

Milton Erickson war Meister darin Symptome nicht als Psychopathologie zu sehen, sondern als den Ausdruck von Fähigkeiten, die genauso gut dazu genutzt werden können die Lösung zu kreiren. Es wird in diesem Zusammenhang davon ausgegangen, dass Gesundheit genauso plötzlich auftauchen kann wie Krankheit.

Bekannte Methoden aus der Hypnotherapie sind die Arbeit mit ideomotorischen (spontan auftretenden körperlichen) Signalen, Tranceinduktionen (zum intensiven Erleben einer alternativen Realität), Altersregression und Rückführungen, Suggestionen, die Kristall-Kugel-Technik, Selbsthypnose, etc.

Alle Methoden der Hypnotherapie arbeiten mit der Fokussierung von Aufmerksamkeit, um Zustände zu verändern bzw. um unwillkürliche, unerwünschte Prozesse (Ängste, Zittern, Wutausbrüche, etc.) günstig zu beeinflussen.

Bei dem hypnosystemischen Ansatz, der von Gunther Schmidt entwickelt wurde, werden systemische und hypnotherapeutische Ansätze integriert. Der Respekt vor dem Klienten, dessen Kompetenz, Wahlfreiheit und Gleichrangigkeit gegenüber dem Therapeuten wird stärker betont, als in der klassischen Hypnotherapie. Daraus folgt, dass klassische Tranceinduktionen (in denen der Therapeut den Klienten hypnotisiert, wodurch die Steuerung des Ichs zumindest teilweise ausgeschaltet wird) durch die Nutzung, Verstärkung und Veränderung natürlich auftretender Tranceprozesse ersetzt werden. Letzteres beinhaltet eine hohe Transparenz, welche dem Klienten jederzeit Eigensteuerung erlaubt. Die Orientierung der Therapie erfolgt an den Zielen der Klienten, das imaginierte Ergebnis kann selbst zu einem Magneten werden, welcher eine Zugkraft in die gewünschte Richtung entfaltet.

Angestrebt werden Zustände, in denen das bewusste Ich einer Person optimal mit den unwillkürlichen Prozessen des Körpers, des Unterbewusstseins und der Situation kooperiert. Diese Zustände sind häufig mit dem Erleben von Kompetenz, Effektivität, Erfüllung und Leichtigkeit verbunden. Im Extremfall können wir sie als Flow-Zustände beschreiben, in denen eine hervorragende Leistung, eine tiefe, schöne Erfahrung oder die Meisterung einer schwierigen Situation „wie von selbst“ geschieht.

Voraussetzung hierfür ist aber wie schon geschrieben eine optimale Kooperation zwischen dem bewussten Ich einer Person und den unbewussten, unwillkürlichen und körperlichen Prozessen. Da in unserer Kultur immer noch die Auffassung vorherrscht, dass der Verstand die Vorherrschaft und Steuerung über alle Lebensäußerungen einnehmen sollte, kommt es häufig zu einem Kampf mit körperlichen und psychischen Vorgängen, die nicht in das eigene (rationale?!) Selbstkonzept oder Weltbild passen. Dieser Kampf kann niemals gewonnen werden, da alle unwillkürlichen Prozesse immer schneller und effektiver sind, als bewusste Steuerung. Dieser Kampf erzeugt aber meistens genau die Symptome, die in Psychotherapien behandelt werden. Voraussetzung für eine Kooperation ist umgekehrt die bewusste Wahrnehmung der „anderen Seite“, also die Wahrnehmung von (z.B.) Körpersignalen, Empfindungen, Änderungen der Atmung und des Tonus, Gefühlen, etc. Häufig sind gerade auf der Körper- und Gefühlsebene (s.a. Körperorientierte Verfahren) viele Prozesse von der Wahrnehmung ausgeschlossen, so dass ein kooperativer oder gar wertschätzender Umgang mit Ihnen nicht möglich ist. Sobald sie wahrgenommen werden, kann eine kooperative Beziehungsgestaltung geformt werden, so dass (das bewusste, willkürliche) „Ich“ und (das unbewusste, unwillkürliche) „Es“ am Ende – metaphorisch gesprochen - als „Freundesteam“ (G. Schmidt) zusammen arbeiten können.

Hier geht es also um den Aufbau einer freundschaftlichen Selbstbeziehung (s.a. Achtsamkeit), in der ein Mensch lernt sich selbst zu verstehen, mit sich selbst mitfühlend zu sein, sich (in allen Teilbereichen) zu fördern und zu unterstützen. In der Therapie werden hierfür Selbstgespräche, Verhaltensweisen und innere Haltungen sich selbst und der Welt gegenüber daraufhin untersucht, ob sie problemstabilisierend oder  lösungsförderlich sind.

Die Kommunikation des bewussten Ich mit dem Körper und dem Unterbewusstsein erfolgt in der Hypnotherapie vorwiegend über Bilder, da diese – wie im Traum - die Sprache des vorbewussten, intuitiven, irrationalen Bereiches sind.

Darüber hinaus berücksichtigt der hypnosystemische Ansatz die Einflüsse anderer Personen und Systeme, in die ein Mensch eingebunden ist. Jede Zwickmühle oder Sackgasse, jedes Problem wird auch vor dem Hintergrund der Verbundenheit mit anderen wichtigen Personen verstanden. Die Berücksichtigung des sozialen Kontextes macht es häufig erst möglich auftretende Probleme als kompetente unbewusste Antwort auf nicht vereinbare Forderungen bzw. Bedürfnisse zu verstehen.

Die hypnosystemische Therapie weist viele Ähnlichkeiten mit den sogenannten Ego-State-Ansätzen auf.