Natural Changing

Wir leben in einem lebendigen Universum, das sich in ständiger Bewegung, Veränderung und Entfaltung befindet. Diese Bewegung und Veränderung folgt einer Intelligenz, die dem gesamten Sein innewohnt.

Die meisten Probleme entstehen, wenn wir aus dieser natürlichen Bewegung und Veränderung austreten - wenn wir festhalten oder versuchen, den großen Lebensstrom gemäß unseren Vorstellungen zu lenken.

"Wu Wei" bedeutet, mit dem Fluß der Ereignisse zu fließen und im Einklang mit den Kräften zu handeln, die ohnehin der Situation innewohnen.

Dazu ist es notwendig, Klarheit darüber zu bekommen, was in der gegenwärtigen Situation geschieht, um zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun zu können.

In einem entspannten Zustand kann der Geist ruhig und klar werden, so daß es uns möglich ist, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.

Eine flexible Stabilität hilft uns, die gewählte Richtung beizubehalten und auch im Chaos noch kraftvoll, ausgewogen und klar zu handeln.

Grundlage meiner Arbeit ist die Annahme eines lebenden Universums, in dem alle Elemente miteinander verbunden und in ständiger Bewegung, Veränderung und Entfaltung sind.

Der Chaostheorie zufolge unterliegen diese Bewegungen bestimmten Regelmäßigkeiten, die durch eine lineare Logik nicht beschrieben werden können. Wie die wechselnden Muster eines unendlich großen Gewebes ist alles, was geschieht Teil dieser unendlichen Entfaltung.

Durch die tausendfachen Vernetzungen unterliegen wir täglich, stündlich, minütlich äußeren und inneren Einflüssen, aber auch Möglichkeiten in dem gewaltigen Lebensstrom, der uns umgibt und auch ständig durch uns hindurchströmt.

Wir sind Teil dieses Stroms wie ein Wassertropfen, der sich unaufhörlich mit den Wellen, Strömungen und Wirbeln des nie endenden Fliessens bewegt. Unsere Bewegungen sind nie völlig von den Bewegungen und Einflüssen der äußeren Welt zu trennen.

Ständig nehmen wir etwas aus der äußeren Welt auf, werden dadurch verändert und geben unsererseits auch wieder etwas zurück.

Wir fließen durch das Leben und das Leben fließt durch uns. So sind wir auf innigste Art und Weise untrennbar mit dem Lebensprozess verbunden.

Während Sie diese Zeilen lesen, verändern sich durch die Informationsaufnahme die Nervenverbindungen Ihres Gehirns, die am Lesen beteiligt sind. Nach dem Lesen sind Sie also genau genommen nicht mehr genau der gleiche Mensch wie zuvor.

Augenscheinlich folgen die Bewegungen, Veränderungen und Entwicklungen des gesamten Seins einer innewohnenden Intelligenz, die über Jahrmillionen immer noch komplexere, vielschichtigere Lebensformen und Ökosysteme geschaffen hat.

Diese grundlegende Intelligenz können wir in der Entwicklung eines jedes Lebewesens beobachten. So entsteht auch bei uns Menschen aus dem befruchteten Ei der Embryo, das Baby, das Kleinkind, der Jugendliche, etc…

Nahezu alle wesentlichen Entwicklungen, z.B. die Entstehung der Organe, die Fähigkeiten des Sehens, Hörens, der Lautgebung, der koordinierten Bewegung etc. geschieht von selbst, d.h. aufgrund einer Entwicklungskraft, die keiner Planung, Überlegung & bewussten Zutuns unsererseits bedarf.

Im Daoismus wird diese – allem Sein innewohnende intelligente Entwicklungskraft – als „Natürlichkeit“ oder „Lebendigkeit“ bezeichnet. Die Entfaltung des Lebens erfolgt von alleine dem innewohnenden „SINN“ gemäß, der auch das Dao genannt wird.

„DAO“ wird häufig mit „der natürliche Weg“, „die permanente natürliche Veränderung“, „die natürlichen Gesetze des Wandels“ übersetzt. 

„(Während ich) still dasitze und nichts tue, wird es Frühling und Gras sprießt auf.“ (Zenrin Kushu).

In anderen Denkungsweisen oder Kulturen wird diese zugrundeliegende Intelligenz und Kraft: „schöpferisches Chaos“, „Gott“, „Essenz des Lebens“, „Natur des Geistes“, „Mutter Natur“, „großer Geist“, "Potentialraum", etc. genannt.

 Diversen Untersuchungen und Schätzungen gemäß, sind die uns umgebenden und durchdringenden Bewegungen und Veränderungen des gesamten Seins so mannigfaltig, so groß, so unendlich viele, dass die tatsächlichen Möglichkeitsfenster für effektives, zielgerichtetes Handeln am Ende eher klein sind.

Naturgemäß überschätzen wir unsere Einflußmöglichkeiten in Lebensphasen, in denen wir uns selbstbewusst und kräftig fühlen und unterschätzen sie in Phasen oder Lebensbereichen, in denen wir verzagt und mutlos sind.

In beiden Fällen geht es darum, eine Klarheit darüber zu bekommen, was in der gegenwärtigen Situation geschieht, um zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun zu können.

Wu Wei“, wie es im Daoismus genannt wird, bedeutet, mit dem Fluß der Ereignisse zu fließen und im Einklang mit diesem zu handeln, so dass wir stets von den Kräften getragen werden, die ohnehin der Situation innewohnen.

Es bedeutet, mit der Situation zu schwimmen, so wie ein Schwimmer im Meer mit den Wellen schwimmt oder die Segel nach dem Wind zu richten wie beim Steuern eines Segelbootes. Es bedeutet aber nicht Passivität, Resignation, das Vermeiden jeder Anstrengung oder das Verbleiben in der Komfortzone.

Beispiele hierfür sind das Aikido-Prinzip im Kampfsport, die Koordination von Atmung und Presswehen im Geburtsprozess, das Folgen der Maserung bei der Bearbeitung von Holz oder die Berücksichtigung des lokalen Wetters in der Landwirtschaft.

 Auf die Psychotherapie bzw. Coaching übertragen bedeutet dies:

  • Jeder Mensch ist in der Lage anmutig, intelligent und in Harmonie mit dem ihm umgebenden Leben zu handeln.
  • Jede Sackgasse ist Ausdruck einer ehemals intelligenten Lösung. Einer Lösung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die Sinnvollste unter allen Möglichkeiten war.
  • Durch einen Erstarrungsprozess wurde die ehemalige Lösung zur Sackgasse: Das Individuum ist in einem Teilbereich des eigenen Lebens aus der natürlichen, permanenten Bewegung und Veränderung des großen Lebensstromes ausgetreten.
  • Alte Lösungen wurden festgehalten, auch wenn sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringen. Es ist, als ob Wasser zu Eis geworden ist, welches wir häufig sorgfältig in einem Eisschrank konservieren.

 Die Auflösung dieser Sackgasse besteht darin, wieder in den Strom der Veränderungen einzutreten, den „Eisschrank“ zu öffnen und den Strom des Lebens wieder durch die erstarrten Bereiche fließen zu lassen, so dass das Eis sich auf natürliche Art und Weise auflösen kann.

 

 

„Nach einer Zeit des Zerfalls kommt die Wendezeit.

Das starke Licht, das zuvor vertrieben war tritt wieder ein – es gibt Bewegung.

Diese Bewegung ist aber nicht erzwungen … es ist eine natürliche Bewegung, die sich von selbst ergibt.

Darum ist die Umgestaltung des Alten auch ganz leicht. Altes wird abgeschafft, Neues wird eingeführt, beides entspringt der Zeit und bringt daher keinen Schaden.“

 

 

IGing – Das Buch der Wandlungen

 

 

Wu Wei bedeutet in diesem Sinne, die vorhandene Situation, die vorhandenen inneren und äußeren Bewegungen, d.h. unsere Sehnsüchte, Gefühle (Emotion: etwas was uns bewegt) und Spannungen als Kräfte zu nutzen, um die Erstarrungen bzw. das Festgefahrene zu lösen.

In der Regel hilft uns das Leben mit seiner beständigen Bewegung dabei, wenn wir es nur zulassen und uns dafür öffnen.

 

 

 

„Es bricht nur der Tag an, für den wir wach sind. Die Sonne ist nur ein Morgenstern.“

 

H.D. Thoreau

 

 

 

 

 

 

Wie nun können wir in eine Klarheit eintreten, in der es möglich ist zu sehen, was zu tun ist?

Vorraussetzung dafür sind Entspannung und Stabilität

Erst eine grundlegende Entspannung führt zu einer Beruhigung des fortwährenden, chaotischen Gedankenstroms, in dem Wichtiges so schwer von Unwichtigem, Hilfreiches schwer von Schädlichem unterschieden werden kann.

Erst die Entspannung ermöglicht es, die Tore der Sinne nach außen und innen zu öffnen und ein gleichmäßiges Gewahrsein in alle Richtungen zu entwickeln. Erst jetzt haben wir die Möglichkeit, die wichtigen Informationen aus der gegenwärtigen Situation herauszufiltern.

Nur durch Entspannung können wir mit dem Fluß der Ereignisse mitfließen und den richtigen Augenblick für eine Weichenstellung erkennen.

Um aber nicht ständig abgelenkt zu werden und uns erneut in der Vielfalt der Eindrücke zu verlieren wie Rotkäppchen im Wald, bedarf es einer grundlegenden Stabilität.

Diese Stabilität wird häufig mit einer Kugel verglichen. Während ein Punkt an der Oberfläche der Kugel mal unten oder oben liegen kann, bleibt die Mitte stets an derselben Stelle. Diese Stabilität ist also eine bewegliche Stabilität: Wie beim Gehen wird sie kurz aufgelöst und im nächsten Augenblick auch schon wieder gefunden, um dann schon wieder aufgelöst zu werden. Für den Fortschritt ist es nötig die Stabilität immer wieder aufzugeben, umgekehrt muß sie schnell wiedergefunden werden, damit wir uns nicht im Chaos des Sturzes verlieren.

In der Tiefe unseres Wesenskernes gibt es darüber hinaus noch eine größere Stabilität. Ein Symbol dafür ist der Berg. Obwohl der Berg sich nicht bewegt, ziehen die Veränderungen über ihn hinweg. Der Wind, der den Bergwald zerzaust, die Rehe und Eichhörnchen, die Sonne oder der Schneefall lassen den Berg ungestört. Sogar ein Orkan würde die Ruhe und Stabilität in der Tiefe des Berges nicht zerstören.

 

 

 

Body rests like mountain

Breath like the sea

Heart like the sky.

 

J. Henderson

 

 

 

 

 

 

Meine Aufgabe sehe ich darin, Hilfestellung zu geben, damit Sie zurückkehren können in den Zustand von Stabilität, Entspannung und Klarheit, in dem sie auf natürliche Art und Weise wieder vollständig in den lebendigen Fluß des Seins eintreten.