Ressourcenorientierung

Ressourcenorientierte Psychotherapie bedeutet „Das Schwere leicht machen“ (Luise Reddemann). Krisen, schwierige Lebenssituationen und Sackgassen lassen sich umso leichter bewältigen, je mehr Inseln des Wohlbefindens sich im stürmischen Meer des Alltags aufbauen lassen.

Die Herausforderung besteht darin, so oft und schnell wie möglich Gutes, Stärkendes und Aufbauendes zu tun und – zumindest für kurze Zeiten – in einen Zustand von Wohlbefinden einzutauchen, auch wenn die Krise, das Problem noch nicht gelöst ist….

In der ressourcenorientierten Arbeit suchen wir den Weg, der so schnell wie möglich ins Wohlsein führt…

 

Es ist leichter, in einem Zustand von Klarheit, Stabilität und Entspannung eine bewusste Wahl zu treffen.

Wenn wir uns in einem inneren und vielleicht auch einem äußerem Chaos befinden, wenn wir uns wie gelähmt durchs Leben schleppen, wenn wir uns ständig vor etwas verstecken und von der Angst regiert werden, wird unsere Aufmerksamkeit mal hierhin, mal dorthin gesaugt. Es ist schwieriger, auf Dauer einen klaren Fokus zu halten.

Unsere innere Steuerung ist dann auf „Autopilot“ geschaltet und erfolgt gemäß unseren Gewohnheiten, Instinkten und (häufig) auf Grund unbewusster Bedürfnisse.

Das Einüben von Achtsamkeit ist dann ein gutes Mittel, um die Steuerung unserer Aufmerksamkeit wieder zurück in unsere Hände zu bekommen. Erst wenn wir die Zügel wieder in der Hand halten, können wir eine Wahl treffen und diese dann aufrechterhalten.

Achtsamkeit, auf Englisch „Mindfulness“ besteht in den asiatischen Schriftsprachen aus dem Zeichen für Herz und für Geist. Die Steuerung, die hier gemeint ist, kommt also mindestens genauso stark vom Herzen, vom Zentrum unseres Seins, wie vom Geist. Wenn beides vereint wird, wird in der buddhistischen Tradition von „Herzgeist“ gesprochen.

Die subjektive Welt eines jeden Menschen besteht aus so vielen 100.000 Details und Einzelereignissen, dass wir immer nur eine kleine Auswahl davon über unsere Sinnesorgane in unser Bewusstsein „einspeisen“ können. Wir füttern unser Bewusstsein also mit einer Auswahl von „Daten“.

In der Regel werden die Ereignisse wahr- und aufgenommen, die unsere vorherrschende Meinung über uns und die Welt bestätigen. So wird ein sehr ängstlicher Mensch mehr Menschen wahrnehmen, die ihn (vermeintlich) kritisch anschauen, als eine selbstsichere Person.

Dies ist einer der Mechanismen, die dazu führen, dass wir immer wieder in Sackgassen geraten:  Ein schlechtes Bild (von sich, anderen, der Welt) scheint sich wieder und wieder zu bestätigen.

Erst wenn ich in der Lage bin, meine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken, bin ich in der Lage, auch andere Ereignisse wahrzunehmen, die meinem Bild möglicherweise widersprechen. So kann auf natürlichem Weg eine Korrektur des eingeengten (Selbst-)Bildes erfolgen. Ein neuer Weg öffnet sich.

Meist kommen wir im Verlauf eines Tages an Blumen, Misthaufen, freundlichen und unfreundlichen Menschen vorüber. Es ist eine Wahl, worauf ich achte und eine andere, womit ich mich tiefer befasse. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Beschäftigung mit einem Misthaufen eine andere Wirkung hat als die Beschäftigung mit einer Blumenwiese.

Wir können wählen, wieviel wir von dem einen und wieviel wir von dem anderen aufnehmen. Sicherlich gibt es Misthaufen, die aus dem Weg geräumt werden müssen, während andere von alleine zu Kompost werden oder auf einem Weg liegen, den wir ohnehin selten begehen.

Immer sollte aber eine gute Balance zwischen dem Aufbauenden und dem Belastenden herrschen. Das Aufbauende, Schöne, unsere Kraftquellen und Ressourcen geben uns die Kraft, das andere zu bewältigen.

Für die ressourcenorientierte Psychotherapie gilt von daher „Das Schwere leicht machen“ (Luise Reddemann). Konkret bedeutet dies:

  • Zu lernen, mehr auf Stärkendes zu achten denn auf Schwächendes
  • Das Belastende in gut bewältigbare Häppchen aufzuteilen
  • Nur soweit in Belastendes hineinzugehen, wie unbedingt zu dessen Auflösung notwendig ist
  • Die Ressourcen in der eigenen Welt zu finden, die einen Schlüssel für die Lösung darstellen – und die in der Regel bereits vorhanden sind.
  • Den Schlüssel konsequent anzuwenden und immer wieder Pause machen und sich stärken.

Je schwerwiegender die Problematik, desto wichtiger ist der Ausgleich! Wenn also viel auf der Waagschalte der Belastungen liegt, sollten wir darauf achten, mehr auf die andere Waagschale zu legen.

"Die Hügel und das Meer und die Erde tanzten - die Welt des Menschen tanzte in Gelächter und Tränen" (Kabir)