Körperorientierte Verfahren

Kernpunkte:

Körper, Geist und Psyche werden als Einheit verstanden. Es sind verschiedene Ebenen unseres Seins, die auf vielfältigste Art und Weise miteinander vernetzt sind.

Unser Körper ist die zentrale Basis für unser Sein in dieser Welt. Die ihm innewohnende Intelligenz und Weisheit kann uns weit besser helfen, unseren Weg durch dieses Leben zu finden als unser Verstand alleine.

Diese Hilfe wird erst durch eine freundliche und interessierte Haltung gegenüber dem Körper verfügbar. Körper mögen Kontakt und die behutsamste Form davon ist freundliche Aufmerksamkeit.

Auf dieser Basis ist es möglich (a) schnell und unmittelbar in ein ganzheitliches Wohlbefinden einzutreten. Dieses Wohlsein ist die beste Basis, um vorhandene Problem zu lösen. Und (b) alte Erfahrungen, die im Körper gespeichert sind zu verändern.

 

Eine umfassendere Beschreibung des körperorientierten Ansatzes finden Sie, wenn Sie...

Grundlegende Annahme ist die Einheit des gesamten menschlichen Organismus. Körper, Geist und Seele (Psyche) sind untrennbar, in mannigfaltigen Wechselwirkungsprozessen verbunden. Da uns viele Erfahrungen auf unbewusste Art und Weise geprägt haben können wir darauf über den bewussten Verstand keinen Zugriff bekommen. Da der Körper aber Ort aller Erfahrungen war und das Ergebnis aller Erfahrungen dort gespeichert ist, ist es möglich prägende Erfahrungen über den Körper zugänglich zu machen und zu verändern.

Dies erfordert einen respektvollen Zugang, der die innewohnende Intelligenz unseres Organismus kennt. In der Hakomi-Methode wird innere Achtsamkeit und Gewaltlosigkeit (nicht-zwingen) als Voraussetzung beschrieben, um in einen bedeutsamen Kontakt mit dem Körper zu kommen, der neue Möglichkeitsräume und Erfahrungen öffnet.

„In vielen Kulturen werden die Menschen so erzogen, dass sie ihrem eigenen Organismus misstrauen, und als Kinder lernen sie, ihre Gedanken, Emotionen und Begierden mit ihren Muskeln zu kontrollieren, wenn sie beispielsweise ihre Zähne zusammenbeißen oder die Faust ballen, bei konzentrierter Aufmerksamkeit die Stirn runzeln, beim Nachdenken sich am Kopf kratzen, beim Sehen einen starren Blick bekommen, den Atem anhalten oder das Zwerchfell und den After zusammenpressen, um Gefühle zu hemmen. Dieses Anspannen ist weitgehend sinnlos, denn das Nervensystem besteht nicht aus Muskeln, sondern aus einem Stromkreis, und man verwendet keinen Hammer, um das Radio einzustellen….. Der menschliche Organismus hat die gleiche eingeborene Intelligenz, wie das Ökosystem Natur und man muss die Weisheit der Nerven und Sinne mit Geduld und Respekt beobachten.“ (A. Watts, 1983, S. 171f).

 

Grundsätzlich können in den körperorientierten Ansätzen zwei Zugänge unterschieden werden: (a) Wir fragen den Körper nach den Geschichten, die er zu erzählen hat und lauschen geduldig, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dies ist der explorative Zugang. (b) Wir bieten unserem Körper neue Erfahrungen an, die mehr Balance und Wohlgefühl erzeugen. Wie Julie Henderson sagt: “Our bodies are designed for well-being.” In der Regel werden diese Angebote vom Körper dankbar aufgegriffen. Dies wird der ressourcenorientierte Zugang genannt.

(a)    In den körperorientierten Verfahren sind körperliche Prozesse, Empfindungen und der Ausdruck des Körpers der Hauptfokus im therapeutischen Prozess. Unsere überdauernden (oft Jahrzehnte alte) Spannungs- und Gebrauchsmuster formen unseren Körper. Der Ursprung dieser Muster sind unsere inneren Haltungen und Einstellungen. Auf diese Art und Weise formen unsere lebensgestaltenden Überzeugungssysteme unsere Körperstruktur. Umgekehrt ist es möglich über die Körperstruktur Zugang zu diesen alten, tief verankerten Überzeugungen zu bekommen. Sie äußern sich laufend über Gesten, die Körperhaltung, den Muskeltonus, den Klang der Stimme, Atemmuster, den Gesichtsausdruck, usw.

Darüber hinaus kommen im Körper häufig jene Bedürfnisse, Gefühle und Erfahrungen zum Ausdruck, mit welchen umzugehen das bewusste Ich sich schwer tut oder von denen es nichts wissen möchte. In der Beschäftigung mit dem Körper können wir viel darüber lernen wie wir mit uns umgehen, wie wir die Beziehung zu uns selbst gestalten. Unser Körper ist Ort der vitalen, dynamischen, unwillkürlichen Bewegungen und Prozesse des Lebens. Er ist unsere vitale Basis, die Verkörperung unseres Seins in dieser Welt. Wie setzt sich unser bewusstes „Ich“ dazu in Beziehung? Benutzen wir unseren Körper wie eine Maschine? Kooperieren wir mit ihm (notgedrungen?) wie mit einem Geschäftspartner, oder führen wir eine liebevolle Partnerschaft? Im achtsamen Gewahrsein körperlicher Prozesse, bzw. von Körper-Psyche-Wechselwirkungsschleifen können wir viel darüber lernen, wie wir unsere Erfahrung organisieren, wie wir unsere Energie einsetzen (verkörpern) und wie wir unser Dasein in der Welt gestalten.

(b)   Die neueren neurowissenschaftlichen Erkenntnisse belegen, dass das Gehirn zum Lernen Erfahrungen benötigt. Je intensiver eine Erfahrung ist, desto tiefer wird sie in unseren Hirnstrukturen verankert. Das bedeutet, dass intellektuelle Erkenntnisse alleine in der Regel nicht genügen, um Veränderungen zu bewirken. Rein intellektuelle Einsicht ist zu flüchtig und oberflächlich, um die Arbeitsweise unseres Gehirns, d.h. die Organisation unserer Erfahrungen zu verändern. Auf der Ebene des Körpers, des Ausdrucks und des Verhaltens gibt es umgekehrt vielfältige kreative Möglichkeiten neue Erfahrungen zu machen und somit Neues zu „be-greifen“ und zu integrieren.

Die Techniken der körperpsychotherapeutischen Ansätze können grob in drei Kategorien eingeteilt werden: (a) im achtsamen Gewahrsein werden körperliche Prozesse wie unter der Lupe wahrgenommen und verändern sich wiederum während des Wahrgenommen-Werdens. Das Wahrnehmen selbst führt also die Veränderung ein; (b) sanfte Berührungen können dieses Gewahrsein unterstützen oder aber körperliche und/oder energetische Prozesse ein wenig verändern, so dass sie aus gewohnheitsmäßig ablaufenden Bahnen herausfinden und neue Wege finden können; (c) Übungen laden ein Neues auszuprobieren, damit neue Information zu generieren und neue Gewohnheiten auszubilden.

In meiner körpertherapeutischen Arbeit nutze ich achtsamkeitsbasierte Strategien aus dem Hakomi, Fokussing und QiGong, um die Botschaften des Körpers zu lesen. Bisweilen setzte ich Berührung ein, um Wahrnehmung zu vertiefen, Spannung abzunehmen oder den Energiefluss zu erleichtern. Übungen aus dem QiGong, dem Zapchen und der Gestalttherapie helfen in neue Erfahrungen einzutreten und neue Gewohnheitsmuster aufzubauen. Wichtig ist mir hierbei, immer wieder darauf hinzuweisen, dass neue Erfahrungen nur dann tiefe alte Muster erneuern und umformen können, wenn sie entweder mit maximaler Intensität gemacht werden oder durch kontinuierliche Integration ins tägliche Leben nach und nach die alte Gewohnheit ersetzten.